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Kompetenzzentren des DRK für digitalen Wandel

Klebezettel an Board

Wenn wir von Digitalisierung sprechen, müssen wir neben technologischen Neuheiten die Organisationskultur mitdenken. Als Deutsches Rotes Kreuz haben wir uns deshalb mit dem Projekt „Wandel.Wohlfahrt.Digitalisierung – Kompetenzzentren im DRK“ die Personal- und Organisationsentwicklung auf die Fahne geschrieben. Ein Beitrag darüber, warum diese Perspektive so wichtig ist.

Die Digitalisierung ist nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken – ob im Privatleben oder am Arbeitsplatz. Dabei führen nicht nur Hightech-Firmen immer mehr digitale Werkzeuge ein. Auch das DRK wird zunehmend digital. Mitarbeitende begegnen dieser Entwicklung mit unterschiedlichen Gefühlen.

Die Einführung eines elektronischen Dokumentationssystems heißt beispielweise nicht nur neue Technik, sondern auch veränderte Arbeitsgewohnheiten: Statt wie bisher alles in Papierform zu dokumentieren, wird dies nun über das Tablet gemacht. Es können Ängste auftreten zu scheitern und gewohntes aufzugeben. Andere wiederum gehen offen mit der Veränderung um.

Digitalisierung ist kein Selbstläufer

Das Beispiel zeigt: Durch digitale Technologien angestoßene Veränderungen greifen tiefer, als sie auf den ersten Blick scheinen. Eine technische Veränderung durch die Einführung digitaler Technologie bedeutet immer auch eine soziale Veränderung. Deshalb müssen sie auch von Organisationen so angegangen werden.

Die Kurve nach Elisabeth Kübler-Ross zeigt den typischen Verlauf, wie der Mensch auf Veränderungen reagiert: Nach einem initialen Schock und einer Abwehrhaltung der neuen Situation folgen die rationale und emotionale Einsicht. Je mehr Zeit verstreicht, desto mehr erkennt die betroffene Person die eigenen Kompetenzen in der veränderten Lage und beginnt, eigene Ideen einzubringen, Dinge auszuprobieren und Erkenntnisse daraus zu gewinnen. Schließlich fühlt sich die Person in der neuen Situation angekommen. So viel zur Theorie – in der Praxis kann es aber vorkommen, dass Mitarbeitende etwa in der Phase der Verneinung verharren.

Die Mitarbeiterin in der Pflegeeinrichtung kann schnell merken: „Die Technologie hilft mir ungemein, meinen Arbeitsaufwand für die Dokumentation zu verringern.“ Es kann aber auch sein, dass sie überfordert ist und den Umgang mit dem Tablet komplett ablehnt.

Was lehrt uns dieses Beispiel? Es bedeutet, dass wir die Menschen da abholen und erreichen müssen, wo sie stehen. Ihre Sorgen und Ängste oder die Verneinung der Veränderung ernst nehmen und auf diesem Weg für digitale Lösungen begeistern. Wir müssen auf allen organisatorischen Ebenen vorleben und zeigen, wie die digitale Welt gestaltet werden kann. Noch wichtiger ist die Mitarbeitenden dazu zu befähigen, eigenverantwortlich und aus innerem Antrieb zu handeln und – im Sinne von Intrapreneurship – Ideen umzusetzen, die ihnen unter den Nägeln brennen.

Digitalisierung bedeutet Kulturwandel

Hier kommt der Kulturwandel in’s Spiel. Denn damit Mitarbeitende offen und interessiert neue digitale Möglichkeiten ausprobieren und schaffen, bedarf es einer entsprechenden Kultur. Das Problem des Kulturwandels ist allerdings, dass er sich nicht anordnen oder per Beschluss herstellen lässt. Kultureller Wandel entsteht aus den sich verändernden Haltungen und Einstellungen von Menschen.

Damit entsteht für Leitung und Führung die Aufgabe, flachere Hierarchien zuzulassen, Selbstorganisation zu stärken, eine moderierende Haltung einzunehmen und arbeitsorganisatorische Kompetenzen der Fachkräfte im operativen Geschäft mehr und mehr abzufragen. Kulturwandel bedeutet auch, dass wir intensiv hinhören, was die Menschen bewegt, die in unserem Verband arbeiten und die wir betreuen. Damit werden wir zur lernenden Organisation, die die digitale Transformation inklusive neuer Arbeits- und Partizipationsformen gestaltet.

Vom Wandel zur Wohlfahrt – Kompetenzzentren als Impulsgeber

Im Arbeitsansatz der Kompetenzzentren „Wandel.Wohlfahrt.Digitalisierung“ findet sich diese Haltung wieder. In den Beratungen und Workshop-Angeboten der Kompetenzzentren wird für die ganzheitliche Perspektive auf Digitalisierungsprojekte geworben. Hier werden Methoden entwickelt und zur Verfügung gestellt, um digitalen und kulturellen Wandel gemeinsam auf den Weg zu bringen.

Digitalisierung menschlich gestalten ist der Auftrag, der für uns als Rotes Kreuz – aber auch für die Wohlfahrtspflege allgemein – über dem Prozess der digitalen Transformation stehen muss. Das bedeutet, dass wir vorrangig nicht nur an großartige Technologie, Roboter, Apps Effizienzsteigerung denken, sondern an die Menschen, die unseren Verband als Haupt- und Ehrenamtliche ausmachen.

Autorinnen:

Jennifer Geiser (Projektmitarbeiterin „Wandel.Wohlfahrt.Digitalisierung – Kompetenzzentren im DRK“)

Susanne Bruch (Projektkoordinatorin „Wandel.Wohlfahrt.Digitalisierung – Kompetenzzentren im DRK“)

Angelehnt an den Blogbeitrag von Benjamin Sertl (Stabsstelle Digitalisierung, Bayerisches Rotes Kreuz) und Michael E.W. Ney (Projektbereich Wohlfahrt).

Foto: Frieder Unselt

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